Parkomanie in der Bundeskunsthalle - hier blüht sogar das Dach!

Mich hat es schon erwischt! Gartomanie! Eindeutig. Sogar ich wühlte, buddelte und pflanzte, goss und zimmerte wie wild in meinem kleinen Außenbereich. Wie muß es erst Fürst Pückler im Frühjahr ergangen sein? Ihn hatte es schließlich deutlich härter erwischt - er litt zeitlebens an PARKOmanie. Und diese große Leidenschaft blüht, grünt und wirkt ab morgen in der Bundeskunsthalle.

PARKOMANIE Die Gartenlandschaften des Fürsten Pückler - die Ausstellung in der Bundeskunsthalle 
FÜRST PÜCKLER: DER GARTENKÜNSTLER UND SEINE PARKOMANIE - zu diesem Thema zeigt die Bundeskunsthalle in Bonn eine Ausstellung über die faszinierenden Gartenlandschaften des Fürsten Pückler Begehbares Gartenreich auf dem Dach mit Tausenden von Pflanzen und knapp 70 Bäumen.

Ein genialer Gartenkünstler wird wiederentdeckt: Hermann Fürst von PücklerMuskau (1785-1871), eine der schillerndsten Persönlichkeiten seiner Zeit. Seine nach englischem Vorbild angelegten Landschaftsparks in Bad Muskau/Łęknica (UNESCO Weltkulturerbe), Babelsberg und Branitz zählen zu den Höhepunkten europäischer Landschaftsgestaltung im 19. Jahrhundert. Diesen drei bedeutendsten Gartenanlagen des Fürsten und den damit verbundenen innovativen Ideen widmet die Bundeskunsthalle Bonn vom 14. Mai bis 18. September 2016 die Ausstellung „PARKOMANIE. Die Gartenlandschaften des Fürsten Pückler“. 

Pückler begriff den Garten, wie er es selbst formulierte, als eine „begehbare Bildergalerie“, in der alle paar Schritte eine zum Kunstwerk idealisierte Natur immer wieder Überraschendes bot. Nach dieser Überzeugung gestaltete er ganze Landschaftsräume in höchster Perfektion neu – mit ausgeklügelten Wasser- und Wegesystemen, mit Blickachsen und Aussichtspunkten. Er leitete Flüsse um, ließ Bäume mit eigens entwickelten Maschinen versetzen, schüttete Hügel auf oder setzte lebende Personen als Dekoration in seine Gärten. Ideell und praktisch wurde er unterstützt von seiner Ehefrau Lucie. Beide teilten die Leidenschaft für die Gartenkunst, die sie teilweise bis an den Rand des finanziellen Ruins trieb. Ausgedehnte Reisen, u.a. nach England und in den Orient, dienten ihm nicht nur als Inspiration für seine eigene Lebensinszenierung, sondern machten ihn auch zum Mittler zwischen den Kulturen. Der gartenbegeisterte Pückler brachte Ideen und Pflanzen mit und prägte durch seine Reiseerzählungen auch das deutsche Orientbild. 

Die korrespondierende Ausstellung versammelt rund 250 Exponate aus ca. 30 namhaften Museen und Stiftungen, darunter die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg, die Stiftung Fürst-Pückler-Museum Park und Schloss Branitz, die Stiftung „Fürst-Pückler-Park Bad Muskau“ und der Stiftung Preußischer Kulturbesitz. Zu sehen sind bedeutenden Zeugnisse der Pücklerschen Gartenkunst, etwa Originalpläne seiner Gärten, historische Fotografien und Veduten sowie Exponate aus dem bewegten Leben des Fürsten. Die Erstausgabe von Pücklers Werk „Andeutungen über Landschaftsgärtnerei“ ist ebenfalls ausgestellt.  Das Buch dokumentiert eindrucksvoll die Kreativität und den Einfallsreichtum des Gartenkünstlers, wenn er u.a. in einfachen Zeichnungen einen idealen See, einen perfekten Flussverlauf oder eine Wegeführung entwirft und daneben das Negativbeispiel aufzeigt. Zudem thematisiert die Schau die Auseinandersetzung Pücklers mit seinem Rivalen, dem Gartenkünstler Peter Joseph Lenné. 
Als Höhepunkt im doppelten Sinn und als Hommage an den Fürsten wird ein begehbares Gartenreich auf dem Dach der Bundeskunsthalle angelegt: In der eigens nach den Pücklerschen Gestaltungsprinzipien inszenierten Gartenlandschaft erwartet die Besucherinnen und Besucher ein besonderes Gartenerlebnis – sie können inmitten von kunstvoll angelegten Baumgruppen, darunter Blutbuchen, Eichen, Espen und Robinien flanieren und sich in der ersten Blühperiode an einem Blumenmeer aus 42.000 Frühblühern, wie verschiedene Tulpensorten und Narzissen erfreuen. Für das temporäre Gartenreich wird ebenfalls ein Wasserbassin nach den Vorbildern des Fürsten geformt und typische wie originelle Elemente aus den Parks integriert. Eine Nachbildung des Muskauer Rosary im „Pleasureground“, einem gartenkünstlerisch besonders fein gestalteten Gartenabschnitt im Übergang zwischen Haus und Park, wird ebenso zu finden sein wie eine Rosenlaube mit der Büste der weltberühmten Sopranistin Henriette Sontag oder die von glasierten Ziegeln umrandeten „Törtchenbeete“, die die Pücklerschen Gärten schmücken.

Wer also in diesem Sommer auf ein eigenes Gartenparadies verzichten muß, der ist ab sofort auf und in der Bundeskunsthalle allerbestens aufgehoben und kann dort in grünen und bunten Pflanzenwelten schwelgen. Und die Hobby-Pücklers unter uns finden hier sicher neue Inspiration für die eigene kleine Parkanlage zu Hause. Am besten mit einem köstlichen Pückler-Eis als Erfrischung nach der ganzen Gärtnerei....


Text: PR Bundeskunsthalle Bonn
Fotos: PR, Stiftung Fürst-Pückler-Museum Park und Schloss Branitz